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Echo der Delfine

by Hildegard von Binge Drinking

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  • LP Standard-Edition
    Record/Vinyl + Digital Album

    Normales Cover. Schwarze Innenhülle. Zwei Beiblätter mit Fotos von Marc Krause (Vorderseite) und sämtlichen Texten (Rückseite). Vinyl in der Farbe Blue Curaçao. Zeichnung der Delfine von Oriana Fenwick. Grafik von Philipp Dittmar.

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  • Doppel-Cassette Sprechfunk/Echo
    Cassette + Digital Album

    Enthält die vier Songs der EP "Sprechfunk mit Toten" von 2021 (Seite ! und !!) sowie die acht Songs der LP "Echo der Delfine" von 2022 (Seite !!! und !!!!). Artwork von Johannes Reinhart. Zwei Beiblätter. Gedruckt von Drucken3000 in Riso-Silber auf schwarzem Karton. Limitiert auf 150 Stück. Cassetten handkopiert von Matt Kremsreiter. Up the Punks.

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  • LP Riso-Edition
    Record/Vinyl + Digital Album

    Risographie-Faltcover gedruckt von Drucken 3000 in fluoreszierendem Orange und fluoreszierendem Pink. Zudem zwei weitere Fotos von Marc Krause als Risographien in den selben Farben. Schwarze Innenhülle. Zwei Beiblätter mit Fotos von Marc Krause (Vorderseite) und sämtlichen Texten (Rückseite). Vinyl in der Farbe Blue Curaçao. Zeichnung der Delfine von Oriana Fenwick. Grafik von Philipp Dittmar.

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    Sold Out

1.
In meinem System In meinem System In meinem System In meinem System In meinem System In meinem System In meinem System In meinem System bin ich relevant In meinem System bist du relevant In meinem System sind wir relevant In meinem System ist das System nicht relevant In ihrem System In ihrem System In ihrem System In ihrem System bin ich nicht relevant In ihrem System bist du nicht relevant In ihrem System sind wir nicht relevant In ihrem System ist das System relevant In meinem System bin ich relevant In meinem System bist du relevant In meinem System sind wir relevant In meinem System ist das System nicht relevant In ihrem System bin ich nicht relevant In ihrem System bist du nicht relevant In ihrem System sind wir nicht relevant In ihrem System ist das System relevant
2.
Der Künstler, der Künstler Die Künstlerin, die Künstlerin Der Künstler, der Künstler Die Künstlerin, die Künstlerin Lebt und arbeitet in Wien Der Künstler, der Künstler Lebt und arbeitet im Tessin Künstler*innen pendeln nie Künstler*innen pendeln nie Künstler*innen pendeln nie Künstler*innen pendeln nie Die Künstlerin, die Künstlerin Zeichnet den Delfin Der Künstler, der Künstler Überhaupt ziehen jetzt einige dorthin
3.
Amon Tool II 05:12
Das ist der Ort An dem sich junge Eltern An das Leben erinnern Bevor sie Eltern wurden Und in dieser Küche Wird der Freund der Tochter Zum Teil der Familie Kraftlose Schwätzer Wehrkraftzersetzer Hören die Münchner Freiheit Auf ihrer Sicherheitskonferenz? Ja, ein Jahr ist schnell vorüber So lange man Träume noch leben kann Es muss alles einen Sinn ergeben Vor allem finanziell Leistung, Leistung, Leistung Vorsprung durch Leistung Vorsprung durch Leistung Vorsprung durch Leistung Das ist das Gesicht Das normalerweise Von einem Handy verdeckt ist Es lacht Es zeigt Gefühle Es sagt jetzt mehr Als nur ab und zu eine Silbe Euer Zusammen erwartet euch Kann jemand die ganzen Toten In Badewannen umrechnen? Oder Fußballplätze? Sind überhaupt Deutsche unter den Opfern? Wenn jeder auf sich selbst achtet Wird doch auch auf alle geachtet Und sie denken bei Empowerment achtsam Ans Ermächtigungsgesetz Leistung, Leistung, Leistung Vorsprung durch Leistung Vorsprung durch Leistung Vorsprung durch Leistung Es ist Konsens Wir brauchen Content Sonderschicht In der Denkfabrik Seltsam befriedigend Ungewöhnliche Schwere Der Decke Die dich ins Bett drückt Sei bitte Mit weniger zufrieden Ich bin Mit nichts zufrieden Leistung, Leistung, Leistung Vorsprung durch Leistung Vorsprung durch Leistung Vorsprung durch Leistung Das ist mein Song Manuela ist gut Halte durch Peloton Ich bin schäferhundemüde Und der Peter Scholl-Latour Der Tanz- und Klubkultur Phantomspeisungen Häme und Distanz
4.
Wendehammer 02:00
5.
1982 - 32 31 5 60 - Konfektprodukt Mit einer Vielzahl von Schichten Eines gefrorenen Konfekts Dazwischen sehr dünne Schichten Eines zweiten Konfekts Gefolgt von einer weiteren Schicht Des ersten Konfekts Ian Butcher Gordon Stewart Carrick Kevin Peter Hillman 2007 - 22,7 Meter - Konfektrekord Länger als dein Wasserbett Es wird fantastisch sein Am Severn, nicht am Rhein Es wird fantastisch sein Tausende Unterschriften Es wird fantastisch sein Comtessa Fantasia Viennetta Weltweit
6.
Gefährliche Reise Vergessene Reiche Tiefe Wasser Endstation In diesen Verließen, Horden des Betrachters In der Stadt darüber Paladinssohn Sechs Attribute Darunter Charisma Vier Charaktere Eine Mission Katakomben Weit und finster Endlose Gänge Stagnation Hinter den Türen Kreaturen Trank der Heilung Letzte Option Barfuß durch die Scherben Oder Barfuß am Klavier Alles Hartmut Englers Erben Im Pur-Revier Sieben Steinschlüssel Sieben Steinportale Nahrung hat Bedeutung Essensration Riesige Spinnen Plötzlich Schwindel Edelsteinaugen Ondulation Lederstiefel Tödliche Gifte Menschenknochen Angstvision Gefährliche Reise Vergessene Reiche Tiefe Wasser Endstation
7.
Tod 3 04:06
8.

about

Hildegard von Binge Drinking sind jenes nimmermüde Duo, dem in Sachen Output und Autobahnkilometern hierzulande kaum jemand mehr etwas vormacht. Seit gut einem Jahrzehnt sind sie daran, dem schon ordentlich traktierten Neo-Krautrock-Kadaver neues Leben einzuhauchen beziehungsweise aus den Leichenteilen einen neuen Synth-Rock-Golem zu erschaffen, der mit Devo-, Rihanna- und Amon-Düül-II-Tapes gefüttert wird. Nach der 2021 ebenfalls bei Sabotage herausgekommenen 10“-EP „Sprechfunk mit Toten“ sind nun acht neue Songs – davon drei instrumental – eingespielt, die im Sommer als LP mit dem wohlklingenden Namen „Echo der Delfine“ in wunderschönster Verpackung bei Sabotage erscheinen. Von einem wohlbehüteten Geheimnis würde man gerne noch sprechen, aber inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, dass HvBD in ihrer eigenen Liga spielen – und dieses Release ist der Beleg. Die (deutschsprachigen) Texte sind eindringlicher, die Songs ausgefeilter und die Wucht greifbarer als je zuvor. Denn: Bei allem Wortwitz sind HvBD ein ernstes, überlegtes Vehikel des künstlerischen und emotionalen Ausdrucks zweier wütender (Ex?)Punks. Die wieder selbstaufgenommene und von Lorenz Blümler gemischte Platte kommt im traumhaften Artwork von Oriana Fenwick und Philipp Dittmar. Zu Gast sind diesmal Charlotte Simon von Les Trucs an den Vocals und Theresa Stroetges von Golden Diskó Ship an der Bratsche.

credits

released June 17, 2022

Aufgenommen von Hildegard von Binge Drinking an vier Tagen in der Lachsforellenturbine Würzburg (wir kochen noch immer ökonomisch Konfitüre ein).

Gemischt von Lorenz Blümler und Hildegard von Binge Drinking in vier Kästen im Studio Eisenstange in Darmstadt. Gemeistert von Lorenz Blümler. Zeichnung der Delfine von Oriana Fenwick. Fotografien von Marc Krause im Nautiland Würzburg. Grafik von Philipp Dittmar.

Zusätzliche Stimmen auf “Relevante Kunst” von Charlotte Helene Simon von Die Dinge. Bratschen auf “Tod 3” von Theresa Sophie Anna Stroetges vom Güldenen Diskothekenschiff.

Vielen Dank, dass Sie im Jahr 2022 Außenseitermusik unterstützen.

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VISIONS (Fanzine)

Hinter dem wahlweise lustigen oder peinlichen Bandnamen verbirgt sich keine Coverband wie Hanns-Martin Slayer. Hildegard von Binge Drinking bringen Kraut und Punk zusammen - und verlieren nie ihren Humor.

Mit 50 Jahren Abstand wird Krautrock gerne als wahnsinnig ernsthaft überhöht. Dabei ist Humor eine der Zutaten, die sich Bands zwischen Can und Faust teilen. In dieser Tradition bewegen sich Keyboarder und Sänger Daniel Gehret und Schlagzeuger Matthias Labus - zumindest humoristisch. Optisch sehen sie in ihrer Nonnentracht wie Wiedergänger von The Monks aus.

Wie eng bei Ihnen Komödie und Tragödie beieinanderliegen, zeigen sie in Amon Tool II: Ein stoischer, mit maximaler Überzeugung durchgehauener Beat mit Hardcore-Punk-Attitüde hoppelt durch das Stück, während zu den oszillierenden Synthies eine Stimme brüllfragt: „Lassen sich Tote in Badewannen oder Fußballplätze umrechnen? Läuft auf der Münchner Sicherheitskonferenz Münchner Freiheit?“ Je länger man darüber nachdenkt, umso mehr kommt man ins Grübeln, ob das Duo hier nicht einen Punkt hat.

Bevor man Antworten findet, verfranzen sich die beiden aber für zwei Minuten im Wendehammer, ehe sie V wie Viennetta propagieren, das an die Vocoder-Phase von Daft Punk erinnert. Ähnlich wie Camera oder Tschaika 21/16 beschränken sich Hildegard von Binge Drinking nicht aufs Nachturnen bereits bekannter Strukturen, sondern ziehen eine direkte Linie von der Anarchie der 68er über die späten 70er zu der von Heute.

Das steckt drin: Camera, Faust, Whomadewho

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TRUST (Fanzine)

Nur kurz nach ihrer 10“ legen HvBD acht Songs nach. Synth-Rock, Neo-Kraut, irgendwo zwischen Kraftwerk und Les Trucs, würde ich als absoluter Laie dieser Spielart elektronischer Tanzmusik behaupten. Allein für Amon Tool II und die beiden Zeilen „Kraftlose Schwätzer, Werkkraftzersetzer, hören die Münchner Freiheit auf ihrer Sicherheitskonferenz?“ Und „Kann jemand die ganzen Toten in Badewannen umrechnen? Oder Fußballplätze?“ Rechtfertigen eigentlich schon die Unterstützung dieser Band und den Kauf des Tonträgers. Phänomenal.

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OX (Fanzine)

Sie kommen aus dem Punk und sind am Elektro hängengeblieben. Sie klingen so, wie man sich in den Seventies die Zukunft vorgestellt hat. Captain Future on Acid. Eine Prise Krautrock, eine Prise Urzeit-Pop und gaaaanz viel Kraftwerk. Repetitiv, straight nach vorne und extrem tanzbar. Dazu NDW-Gaga-Texte wie von Knarf Rellöm, intoniert mit Vocoder-Effekt oder in Form von Sprachsamples.

"Echo der Delfine" ist schon das dritte Album des Würzburger Duos und direkt verwandt mit der EP "Sprechfunk mit Toten", die erst vergangenes Jahr erschienen ist.

Die beiden kommen stets in Nonnenkostümen auf die Bühne, Labse gibt das Tempo am Schlagzeug vor und Dany bedient Synthies und Samples. Früher waren die beiden in Bands wie Shokei, Götz George oder The Falcon Five in der Punkszene unterwegs. Aufgenommen haben Dany und Labse ihr neues Album in ihrem Proberaum in einem Tresor in der Würzburger Posthalle.

Und wie gewohnt kommt das Artwork nicht ohne Zitat zu einem berühmten Albumcover der Musikgeschichte aus. Diesmal ist es ein Hinweis auf das Album "You Can't Hide Your Love Forever" von Orange Juice.

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BABYBLAUE SEITEN (Fanzine)

"Echo der Delfine"? Klar, Hildegard von Binge Drinking lassen ausnahmsweise mal ihrer schon vor Jahren demonstrierte Neigung zu Uralt-Videospielen zumindest etwas freien Lauf und verballhornen mit diesem Titel den Sega-Klassiker "Ecco The Dolphin". Weitere entsprechende Rückschauen dieser Art finden sich auf dem aktuellen Dreißigminüter des Duos zumindest noch in direkter Form in "Auge des Betrachters" (wer diesen Titel ins Englische überträgt, dürfte recht schnell auf das gleichnamige D&D-Rollenspiel stoßen), indirekter in "V wie Viennetta" (bis vor kurzem wusste ich nicht, dass dieses Speiseeis ebenso ein Produkt der 1980er Jahre ist) und ansonsten wiederum textlich verarbeitet in "Amon Tool II". Dessen Textzeilen wiederum spinnen dann sogleich den auf der vorangegangenen EP "Sprechfunk mit Toten" dann sogleich auch die dort gezeigte Ausrichtung fort, ähnlich wie Bands der Schlagkraft Monophonist oder The Hirsch Effekt eindrucksvolle, expressive und teils messerscharf formulierte Gedankengänge zu äußern, was im Falle von "Amon Tool II" dann sogar noch soweit geht, dass die fremdschäm-würdige Peloton-Werbung ("Das ist mein Song!") hier persifliert wird.

Wo nicht, da setzt sich aber immerhin wiederum die ebenfalls bereits per "Sprechfunk" kenntlich gemachte Neigung fort, wiederum dadaistisch und verspielt mit Sprache umzugehen - das betrifft beispielsweise "Relevante Kunst". Ah, und natürlich ist "Sprechfunk mit Toten" eben auch in musikalischer Hinsicht ein gutes Sprungbrett zu "Echo der Delfine" gewesen, denn auf diesem Album lösen sich HvBD etwas weiter von der einstmals geprägten Masche, Zombi-artige Mucke mit Punk-Attitüde zu mischen, und reißen stattdessen noch ein paar weitere Stile an. Gut: Den klassischen Stil kultiviert der Zweier natürlich gelegentlich immer noch weiter, so etwa im sehr an Zombis "Cosmic Powers" erinnernden "V wie Viennetta" oder dem einmal mehr leicht Kraftwerk-artig arrangierten "Künstliche Relevanz".

Daneben allerdings gibt's ganz andere Sachen: Das instrumentale "Wendehammer" nutzt die Basslinie aus DAFs "Der Räuber und der Prinz" und humpelt eher burlesk dahin, "Relevante Kunst" kombiniert vorpreschende Sequencer mit einem 6/8-Takt, Percussion-Begleitung, kuriosen Hu-hu-hu- und Yeah!-Einwürfen und eben diesem pointierten Sprechgesang. "Amon Tool II" wiederum geht - ganz passend zum Text - musikalisch mit zahlreichen Breaks ziemlich konfrontativ vor, und am Ende stehen mit dem getragenen, mit Streichern versehenen "Tod 3" und "Wiederverkörperung (in Dub)" zwei eher träge, nachdenkliche Stücke. Im umso deutlicheren Unterschied zu den früheren Veröffentlichungen von Hildegard von Binge Drinking wirkt "Echo der Delfine" somit also tatsächlich auch als in Gänze durchgeplantes, ja, Album und nicht etwa als eine bloße, wenn auch unterhaltsame Zusammenballung mehr oder weniger lebhafter bis aggressiver Miniaturen.

Wie gesagt: Das alles hat sich auf "Sprechfunk mit Toten" bereits angedeutet, und ich kann mich spontan gar nicht entscheiden, ob hier nun ein "und" oder ein "aber" hin soll - und/aber Hildegard von Binge Drinking gehen noch einen konsequenten Schritt weiter? Das ist vielleicht sogar unerheblich. Viel wichtiger ist wohl eher die Tatsache, dass HvBD auch abseits ihres abgedrehten Auftretens somit ihrem Schaffen ein ganzes Pfund hinzufügen. Im Wechsel mit klassischem Draufgehaue namens "Sigma Bands" oder "Loom" könnten Stücke wie "Künstliche Relevanz oder "Amon Tool II" den Ordensbrüdern (-schwestern?) aus Würzburg tatsächlich durch Konzerte u.ä. einen außerordentlichen Ruf in welcher Szene auch immer verschaffen. Darauf ein Viennetta!

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UNDERDOG (Fanzine)

Nach der 2021 herausgekommenen 10“-EP „Sprechfunk mit Toten“ hat das Duo acht neue Songs – davon drei instrumental – eingespielt. In ihrem Klangsystem orientiert Hildegard von Binge Drinking an Elektro-Krautrock, eine absurde eigenwillige Mixtur aus Kraftwerk und Amon Düül. Minimalismus und Dada, Groove und Punk im Gepäck. Unter der Haube gibt es sogar Anzeichen von 70er Jahre Disco-Funk.

"Echo der Delfine" ist die Kunst des Servierens. In der Tanz- und Klubkultur wollen keine Meisterwerke erschaffen werden, sondern aus einem Bedürfnis nach Unabhängigkeit und dem Misstrauen gegen leistungsorientierte Denkmuster heraus künstliche Schönheiten zu formen.

Stampfen, Springen und Schwoofen gehören zu den zentralen Fortbewegungsarten vor der Bühne, während es auf der Bühne seltsam abstrakt zugeht. Ist das schon Kleinkunst?

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PLATTENTESTS (Fanzine)

"Künstler muss schön sein", wussten Mitte der Nullerjahre bereits Schrottgrenze. Aber was ist schon schön? Zum Beispiel, wenn zwei Würzburger eine Band gründen, im Namen eine heiliggesprochene Ordensschwester mit vorgeblich exzessivem Alkoholkonsum zusammenbringen und zu allem Überfluss noch in Nonnengewändern auftreten. Könnte unerträglich witzig sein, entpuppte sich aber schnell als lohnendes Elektro- und Krautrock-Unterfangen mit Esprit und Selbstironie.

Ihren Status als, hust, Künstler nehmen Daniel Gehret und Matthias Labus dabei alles andere als ernst, sondern machen sich einen Spaß daraus, die Artworks anerkannter Genre-Klassiker in ihren eigenen zu verballhornen. Für das tierisch-bunte Cover ihres nach strenger Zählung dritten Longplayers "Echo der Delfine" also bitte bei Orange Juices "You can't hide your love forever" nachfragen. "Künstliche Relevanz"? Oder doch "Relevante Kunst"? Hildegard Von Binge Drinking legen sich da ungern fest und liefern lediglich die Stichworte.

Dafür braucht das Duo wenig mehr als Synthie, Drums und Vocoder, um "Künstliche Relevanz" prächtig funkeln zu lassen, nachdem sich das Percussion-Gefuddel zu Beginn kurz in den ungemütlicheren Gefilden von Seefeels "Succour" herumtrieb. "Relevante Kunst" pumpt eine rigide Bass-Sequenz auf, während Gehret und Gastvokalistin Charlotte Simon all denen Slogans vor den Latz knallen, die im SWR keine Folge von "Kunscht!" verpassen. Ein fantastischer, kosmischer Boogie mit scharfen Kanten – und auch für die Les-Trucs-Frau sicher mal etwas anderes als "Der sich langsam wirklich etwas seltsam entwickelnde Kongress der Thantologen". Hier nämlich entwickelt sich alles zur höchsten Zufriedenheit. Vor allem, wenn "Amon Tool II" wütend gegen Weltpolitik und Leistungsgesellschaft elektro-punkt. "Kraftlose Schwätzer / Wehrkraftzersetzer / Hören die Münchner Freiheit auf ihrer Sicherheitskonferenz?" Beziehungsweise: "Halte durch Peloton / Ich bin schäferhundemüde / Und der Peter Scholl-Latour / Der Tanz- und Clubkultur." Bäm.

Und gönnen sich Hildegard Von Binge Drinking nach diesem furiosen Auftakt hin und wieder eine Pause bei der formschön benannten Schlagzeug-Kurierfahrt "V wie Viennetta" oder im Interludium "Wendehammer", ist trotzdem Vorsicht geboten: Nicht, dass die vordergründig leckere Eiscreme mit radioaktiven Schokosplittern kontaminiert ist und auf einmal EBM-nahes Geknatter aus der brodelnden Ursuppe springt, was "Auge des Betrachters" zu einem flirrenden Backbeat-Rocksong mit Gehret als über die Endzeit referierendem Androiden macht. Zum Ausflippern.

Immerhin: "Tod 3" ist keine Vorahnung atomar bedingten Overkills, sondern setzt in cineastischem Ambiente und mit Theresa Stroetgen von Golden Diskó Ship an der Geige "Death II" aus "Infinity" von 2018 fort, und die schlaufenartige Skizze "Wiederverkörperung (in Dub)" schleicht sich verstohlen durchs Wurmloch nach draußen und sublimiert dort sanft verhallend. Recht so, denn was nützt das Geschwätz über Kunst? Reden wir stattdessen über dieses tolle Album.

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ALBUM DER WOCHE (Fanzine)

Hildegard von Binge Drinking leben auf einem Spielplatz. Dort toben sie sich aus, hauen in die Tasten, erzeugen Beats und verkleiden Worte in Effekten oder Emotionen. Was dabei herauskommt, ist relevanter als es bis hierhin klingen mag. Die Nonnenkostüme der Band vervollständigen den Wahnsinn.

Irgendwann müssen wir wohl alle im Hier und Jetzt ankommen. Die Zeit von Hildegard von Bingen (lebte bis 1179 und wird in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt) ist längst vorbei. Sie gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Über 800 Jahre sind seitdem vergangen und nun treten Hildegard von Binge Drinking auf die Bildfläche. Kaum denkt man, es müssten doch langsam mal alle zugegebenermaßen kreativ großartigen Bandnamen ausgelutscht sein, kommt jemand Neues um die Ecke und legt die Messlatte noch einmal ein paar Zentimeter nach oben. Das Duo aus Würzburg tritt dabei stilecht in Nonnenkostümen in Erscheinung und bringt Musik auf den Markt, die genauso gut als Mystik durchgeht wie alles, was die gute Hildegard damals so beschäftigt haben wird. Alle Angaben ohne Gewähr.

Auf "Echo der Delfine" entführen Hildegard von Binge Drinking in ihre ganz eigene Welt, die mit elektronischen Klängen und bestimmenden Drumbeats durch die Boxen schallt. Dabei muss man sich darauf einstellen, dass sich von hier oft beschriebenen klassischen Songstrukturen ("Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Refrain, Ende") verabschiedet werden darf. Jeder Titel funktioniert eher wie eine Rutsche, in die man sich oben reinfallen lässt und unten rauspurzelt. Die Rutsche ist der Beat. Links und rechts eckt man immer wieder am Rand an, und es ertönen glasklare, verzerrte oder gebrüllte Worte, die sich zu Lyrics vereinen. Der Grundmix aus Drums und elektronischem Rhythmus wird dabei immer wieder von Effekten, gar kleinen Soli ergänzt. Ein Album wie ein vertonter Trancezustand. Doch diese Trance ist keine Ruhe. Sie ist unruhig, aufgewühlt und doch eine Alternative zur realen Welt.

Hildegard von Binge Drinking sind ein Phänomen. Sie verdienen einen Preis für das Wortspiel ihres Bandnamens und halten der Hörerschaft die große Schwingtür des Klosters auf. "Komm doch rein. Lass dich fallen." Wer das macht, stößt auf ein Album voller Facetten. Auf Klänge, die wabernd die Sinne verführen, die Realität vergessen machen. Es bietet sich an die Augen zu schließen und immer wieder Neues zu entdecken, je nach eigener Grundstimmung, je nachdem ob man gerade auf Dieses oder Jenes im Track achten möchte. Fokussiert man sich auf die teilweise vorkommenden Lyrics, verpasst man klangliche Anekdoten im Hintergrund. Genauso kann es andersherum passieren. Die Band nimmt dabei jedoch keine Rücksicht auf Einzelne, sind teilweise penetrant mit Wiederholungen oder Brüllerei, sodass sich jeder seinen eigenen Traum in diesem Album erträumen kann.

Ich bin wahrlich kein Synth-Liebhaber. Doch wenn ein Album es schafft, mich in seinen Sog zu ziehen und für kurze Zeit zu entführen, ist es ernstzunehmen. Die als Nonnen verkleidete Band verpackt textlich relevanten Inhalt über Kunst und Gesellschaft in elektronische und drumlastige Klänge. Dabei gibt es viel zu entdecken!

Auch wenn die Platte einem beim Hören sicherlich etwas abverlangt, so schafft sie es doch mit ihren sphärischen Klängen den Hörer/die Hörerin in eine Art Trance zu versetzen. Für Fans des Genres sehr zu empfehlen. Ob es relevante Kunst ist muss jede*r selbst beurteilen, aber es gilt für alle Neugierigen: Es schadet nicht, mal reinzuhören.

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BLUEPRINT (Fanzine)

Auch nicht mehr ganz neu im Geschäft sind Hildegard von Binge Drinking, die seit geraumer Zeit die Clubs unsicher machen. Die sehr bunte Mischung aus Krautrock, Psychedelic und Synthie-Pop/Rock überrascht ein ums andere Mal, so auch auf “Echo der Delfine” (kurze Frage… bezieht sich das auf “Macht’s gut und Danke für den vielen Fisch”?… egal). Mal erinnert das Erschaffene an die NDW, dann wieder an die tiefsten 70er (Amon Düül II), dann aber auch wieder an die Wut der Punkszene, die sie sicherlich nicht ganz losgelassen hat.

So bricht so manches Soundgewitter über den Hörenden zusammen, jedoch immer wieder durchsetzt mit dezenten Pausen der Erholung, auch, um wieder das verstärkte Augenmerk auf die Texte zu legen – sind diese doch bei allem Humor geprägt von Sozialkritik und eben auch (siehe oben) Wut. Die intrumentalen Tracks – und davon sind immerhin ganze drei auf “Echo der Delfine” vertreten! – lassen dann Zeit zum Atmen, aber auch zum Nachdenken und Wälzen der eigenen Gedanken.

Sicherlich, “Echo der Delfine” ist kein Album, das sich einfach mal in den Player schieben und locker-flockig anhören lässt, hier muss sich schon Zeit und auch Muße genommen werden. Ist das der Fall, so lässt sich manche Perle entdecken.

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ROCK TIMES (Fanzine)

Nachdem es im April sowie Mai 2022 vorab die Songs Relevante Kunstund Tod 3 als Videos-Singles auf den Markt kamen, geht es nun in die Vollen und die Combo muss unter Beweis stellen, dass sie auch über eine Album-Distanz begeistern kann. Alleine schon das Artwork von Oriana Fenwick sowie Philipp Dittmar ist toll.

Devo, Rihanna, Amon Düül II: Liest sich nach allerhand, ist es aber nicht. Hildegard von Binge Drinking bringt den Synth Rock auf Vordermann. Das gut 31 Minuten lange Album steckt voller Überraschungen. Anziehend, tanzbar, modern sowie auch mit harten Rhythmen versehen, ist "Echo der Delfine" fast immer die Kehrseite des Coverbildes.
Hildegard Von Binge Drinking steht für Dramatik und Wohlbefinden. Hildegard Von Binge Drinkings Gesang ist von höchster Intensität, die sich oft im mehr gesprochenen Wort äußert. Hildegard Von Binge Drinking steht für balladeske Momenten, wenn es um den "Tod 3" geht. Traumhaftes trifft auf Sentimentalität, wenn Theresa Sophie Anna Stroetges der Nummer ihren Viola-Stempel aufdrückt. Sie ist es auch, die hier im Vordergrund steht. HvBD füllt den Hintergrund des Tracks und so bildet sich eine Symbiose aus Synthesizer-Sounds und Streicher-Effekten. Dieses Lied ist feinster Synth Pop. Highlight!

"Tod 3" ist eines von drei Instrumentals auf dem Album. "Wendehammer" ist rockender, versehen mit einer wunderschönen Melodie. Hier ist bei den Leuten vor den Lautsprechern so etwas wie Entspannung angesagt. "Wiederverkörperung (in Dub)" komplettiert das Trio ohne Worte. Diese Komposition klingt wie improvisiert und ja, Dub hat das Stück mit einem klassischen Outro, inklusive abschließenden rund achtzehn Sekunden Stille, definitiv. Schöner Abschluss!

Eine stark verfremdete Stimme macht die Runde und wenn es im Genre etwas in der Art Funk gibt, dann darf man es dem Lied "V wie Vienetta" zuschreiben. Ein treibend-akzentuiertes Schlagzeug serviert vertrackte Rhythmik, die das Stück beschleunigt und beim abermals durch Effekte verfremdeten Gesang muss man der Nummer weitere Durchgänge gönnen, um hinter den Text zu kommen. Wie dem auch sei: "V wie Vienetta" ist kasse (Anmerkung HvBD: sic!).

"Echo der Delfine" ist ein klasse Synth Rock-Album mit einem geschickt arrangierten Maß an Diversität. "Echo der Delfine" hört man sich sehr gerne immer wieder an. Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.

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KRACHFINK (Fanzine)

Es gibt wenige Bands, die ich so überhaupt nicht verstehe und Hildegard von Binge Drinking gehören mit ihrem neuen Album “Echo der Delfine” dazu. Das wird die Die-Hard-Fans des offensichtlich sehr rührigen Duos nicht abschrecken, hat aber natürlich Auswirkungen auf die jetzt folgende Review zum kommenden Neo-Kraut-Synth-Rock-Werk.

Im Wesentlichen bestehen die dreißig Minuten aus zwei übereinandergestapelten Stilen, die sich in meinen Ohren unangenehm beißen. Es wird punkig skandiert und geschrien, untermalt von teilweise sehr fantasievoll arrangierten Synthies oder sonstiger Geräuschkumulation.

Wenn Hildegard von Binge Drinking sich für ein Top oder Flop entscheiden – was was ist, hängt von eurer Perspektive oder wohl eher vom “Auge des Betrachters” ab – dann gefällt das durchaus. Der in der Presseinfo attestierte Wortwitz, die Fallhöhe ist bei diesem Bandnamen natürlich groß, vergräbt sich selbst unter den eigens verbreiteten musikalischen Irritation.

Dass mir jemand gefühlt etwas aus dem Fenster eines vorbeifahrenden Zuges etwas Wichtiges zuruft (“Amon Tool II”), kommt schon an. Aber mein Körper zuckt innerlich eben zu einem ganz anderen Getrommel, Rhythmus oder was auch immer Hildegard von Binge Drinking uns gerade vorgibt und so verstehe ich erstmal nur Bahnhof.

Beim mantrisch einsteigenden “Künstliche Relevanz” bin ich durchaus an Bord, die Vocoder-Texte sind dann erstmal einerlei, ebenso bei “V wie Vienetta” (lol). Auch das instrumentale und bewusst infantil hüpfend gestaltete “Wendehammer” hat hohen Unterhaltungswert und könnte sogar bei mir in einer Playlist landen. Aber unterm Strich bleibt mir der tiefere Sinn von “Echo der Delfine” leider verwehrt. Nach eigenen Aussagen spielt die Band in ihrer eigenen Liga: Ich stimme uneingeschränkt zu, widme mich aber im Fall von Neo Kraut und Synth Rock doch eher Bands wie Aua zu. Und Humor beginnt sowieso erst da, wo der Spaß aufhört.

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SCHALL (Fanzine)

Wie auch immer man auf so einen Bandnamen kommt, er passt zu diesem Duo. 2013 fanden sich Daniel Gehret (Synthesizer, Gesang) und Matthias Labus (Schlagzeug), um im vorwiegend von den alten Kameraden am Leben erhaltenen Krautrock zu wildern, mit neuem Material zu füttern und auf die Bahnen der Zukunft über kosmische Umleitungen zu bringen. Sie singen deutsch oder lassen als Gast Charlotte Simon von Les Trucs singen. Da wird noch eine Bratsche bedient und mit drei Instrumentals der Mischung aus Neo-Krautrock, Postpunk und Synth Rock eine vorbildliche Autobahn ausgelegt.

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